Perspektivenwechsel Inklusion – Schule von den Kindern her neu denken

Auf große Resonanz bei diversen Fachleuten aus Elternvertretungen, Schulen und Schulbehörden ist jetzt ein Fachgespräch zur Inklusion in der Schule gestoßen, zu dem die Grüne Kreistagsfraktion die schulpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, Ina Korter (Nordenham), und eine Reihe von ExpertInnen ins Westersteder Kreishaus geladen hatte.

„Wir können uns nicht mit der Frage beschäftigen, ob wir Inklusion wollen oder nicht. Inklusion ist seit Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention in Deutschland am 26. März 2009 hier geltendes Recht, so dass es jetzt darum geht, wie wir das zum Wohl möglichst aller Kinder in unseren Schulen bestmöglich organisieren“, so begann Ina Korter ihr Impulsreferat zu Beginn der Veranstaltung. Anschließend gab es von ihr viel Information zur verspäteten Umsetzung der Inklusion durch die Niedersächsische Landesregierung und zur bündnisgrünen Kritik („ungenügende Personalausstattung mit SonderpädagogInnen und Assistenzkräften, Beschneidung des freien Elternwillens,…“) an dem jetzt vom Landtag verabschiedeten Gesetz.

In dem sich anschließenden Fachgespräch konnten neben einer grundsätzlichen Befürwortung der Inklusion in der Schule auch konkrete Voraussetzungen herausgearbeitet werden, die aus Sicht der anwesenden Experten für eine gelingende Inklusion geschaffen werden müssen. Deutlich wurde, dass es nicht gelingen wird, Kinder mit Förderbedarf einfach in das bestehende System zu stecken, sondern dass Schule hierzu massiv umgestaltet werden muss. Hierzu zählen deutlich geringere Klassenstärken als bisher und die Schaffung besserer Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung, wozu die Zusammenstellung von Schulteams, in denen neben LehrerInnen und SonderpädagogInnen auch beispielsweise LogopädInnen, SozialpädagogInnen und TherapeutInnen zusammen arbeiten, als wichtige Bedingung erkannt wurde. Daneben werden die Schulen auch weiterhin Assistenzpersonal, die bisherigen Integrationshelfer, benötigen, die allerdings für die neuen Herausforderungen dringend qualifiziert werden müssen. Schulamtsleiter Horst Caspers versicherte, dass der Landkreis Ammerland dieses schon erkannt habe und dabei sei, eine Qualifizierung aufzubauen. Die grüne stellvertretende Landrätin Susanne Miks kritisierte in diesem Zusammenhang, dass sich das Land bei diesen Personalkosten offenbar wieder aus der Verantwortung stehlen wolle und die Kommunen damit sitzen ließe.

Kritik gab es an der bisherigen Planung, weiterhin für jedes Kind individuell den Förderbedarf festzustellen und anhand dessen den einzelnen Klassen Förderschullehrerstunden zuzuweisen. Eine pauschalierte Stundenzuweisung an die Schulen mit der Möglichkeit des bedarfsgerechten Einsatzes vor Ort würde dem Gedanken der Inklusion und den Bedürfnissen von SchülerInnen und Lehrkräften eindeutig gerechter. „Ich sitz im Rollstuhl, aber ich bin doch nicht behindert“ zitierte ein Lehrer einen Neuntklässler.

Große Unterstützung aus dem Kreis gab es abschließend für Holger Koch von der Initiative „IGS fürs Ammerland“, der plausibel darlegte, dass Inklusion in der Sekundarstufe im viergliedrigen Schulsystem nicht gelingen kann, sondern dass die integrierte Gesamtschule eine Grundvoraussetzung für eine durchgängige inklusive Beschulung sei.

Mit dem ermutigenden Worten eines Vaters eines hörbehinderten Kindes, der von schon jetzt hervorragend gelungener Integration seines Kindes in das „Regelschulsystem“ berichtete, fand die Veranstaltung einen optimistisch stimmenden Abschluss. „Anfangen und nicht warten, bis alles perfekt ist“ zog Moderator Peter Meiwald, Schulausschussmitglied des Kreistages am Ende das Fazit.

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