Zu den spekulativen und sehr kontroversen Debatten über die geplante Abschaffung des Sitzenbleibens durch die neue Landesregierung in Niedersachsen erklärt der GRÜNE Bundestags-Direktkandidat des Wahlkreises Oldenburg-Ammerland Peter Meiwald: „Im rot-grünen Koalitionsvertrag in Niedersachsen ist nicht vereinbart worden, das Sitzenbleiben ab morgen zu verbieten. Darin ist als Ziel festgelegt worden, Sitzenbleiben und Abschulung durch individuelle Förderung überflüssig zu machen.“ Schule ohne Sitzenbleiben solle das Leitbild werden, die Mechanismen würden gemeinsam mit den Akteuren entwickelt. Die Wiederholung auf Wunsch der Eltern oder der Schülerinnen und Schüler sei damit nicht ausgeschlossen.
Neuere Erkenntnisse der Wissenschaft besagen, dass das Sitzenbleiben teuer und ineffektiv ist. Von einer Landesregierung müsse man erwarten können, dass sie diesen Erkenntnissen gegenüber nicht taub sei. „Anstatt die Kinder durch Misserfolge zu demotivieren, wollen wir die Schülerinnen und Schüler stärker individuell fördern“, so Meiwald. Er verweist dabei auf Länder, die schon seit langem erfolgreich ohne Sitzenbleiben arbeiten und in den PISA-Studien regelmäßig die vorderen Spitzenplätze einnehmen. „In Deutschland sind das Sitzenbleiben und die Abschulung stark verwurzelt, daher können sich viele nur schwer mit diesem Gedanken anfreunden“, erklärt der Bundestags-Direktkandidat die strittige Diskussion zum Thema. „Der Verzicht auf das Sitzenbleiben hat nichts mit weniger Leistung zu tun. Die zentralen Prüfungsanforderungen bleiben die gleichen.“
Auch in Fragen der Benotung wolle die neue Landesregierung neue Wege beschreiten. Es soll vor allem in der Grundschule die Möglichkeit geben, die Benotung durch Lernentwicklungs-berichte und kontinuierliche Rückmeldungen über den Lernstand zu ersetzen. „Eine Leistungsbeurteilung, die sich auf eine Ziffernnote beschränkt, wird dem individuellen Lernfortschritt gerade von Grundschulkindern nicht immer gerecht“, so Meiwald. Es gebe in Niedersachsen Grundschulen, die in altersgemischten Gruppen unterrichten und gerade dort andere Möglichkeiten der Leistungsbeurteilung wünschten. Dies habe die abgelöste schwarz-gelbe Landesregierung jahrelang verboten. „Mit der Verbotskultur muss jetzt Schluss sein“, sagt Meiwald. „Wenn die Schulen gute Konzepte entwickeln, brauchen sie Freiheit für Reformen zum Wohle der Schülerinnen und Schüler und für bessere Unterrichtsqualität.“
Sonja Wagner (für den Kreisvorstand der Ammerländer GRÜNEN)